
Razzia bei VR-Bank: Erfurter Immobilie in Bilanz verschwunden?

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Razzia bei VR-Bank: Erfurter Immobilie in Bilanz verschwunden?


Zeigte sich von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Mühlhausen überrascht: Stefan Siebert, Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden eG © VR-Bank
"Statt uns mit anderen Fischen eine sinnlose Konkurrenz um das immer knapper kalkulierte klassische Bankgeschäft zu liefern, haben wir einfach nach neuen Nahrungsgründen gesucht. Mit Erfolg!"
So berichtete der Vorstandsvorsitzende Stefan Siebert den 9.538 Teilhabern anlässlich der Generalversammlung der südthüringischen VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden eG am 16. Mai 2018 in Bad Salzungen über die Arbeit der 210 Bankmitarbeiter.
Am Dienstag dieser Woche (14. August 2018) wurden wegen Untreue-Verdachts mindestens 15 Standorte des südthüringischen Geldhauses von der Polizei durchsucht. Dabei wurden meterweise Akten und Unterlagen beschlagnahmt. Ein Hinweisgeber hat offenbar Mitarbeiter wegen Unregelmäßigkeiten bei Immobiliengeschäften beschuldigt.
Ulf Walther, der Sprecher der Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität in Mühlhausen, bestätigte die Durchsuchungen. Betroffen waren Geschäfts- und Privaträume im ganzen Bundesgebiet. Durchsuchungen gab es unter anderem in Schmalkalden, Erfurt, in Erlangen und München. Die Durchsuchungen gehen auf einen anonymen Hinweis an die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Frankfurt/Main zurück, der bereits einige Jahre zurückliege.

Am 14. August 2018 durchsuchte die Polizei die VR-Bank Schmalkalden in der Judengasse 9 wegen des Verdachts auf Unregelmäßigkeiten bei Immobiliengeschäften © VR-Bank
Wie Dirk Germerodt von der Staatsanwaltschaft Mühlhausen MDR THÜRINGEN sagte, bestehe der Verdacht der Untreue.
Hintergrund sind laut Germerodt mögliche Unregelmäßigkeiten bei Immobiliengeschäften in Erfurt.
So sei von 27 gekauften Immobilien eine in der Buchhaltung gänzlich verschwunden.
Die drei Vorstände der südthüringischen VR-Bank, Stefan Siebert, Jan Wettstein und Stefanie Hermann, bezeichneten die Vorwürfe in einer Stellungnahme für Kunden und Geschäftspartner als haltlos:
Zitat
Das Mitglieder- und Kundengeschäft ist von den Untersuchungen nicht betroffen.
Wir als Vorstand unterstützen die Behörden in vollem Umfang, weil wir wollen, dass diese aus unserer Sicht haltlosen Anschuldigungen vollumfänglich und rasch aufgeklärt werden.
Das sind wir Ihnen aber auch unseren Mitgliedern und Mitarbeitern schuldig.
Sobald uns neue Erkenntnisse vorliegen, werden wir Sie zeitnah wieder informieren.
Eines ist uns noch wichtig: Die wirtschaftliche Situation und die zukünftige Ertragslage unserer Bank werden durch die Untersuchungen nicht tangiert und wir gehen weiterhin von einer soliden wirtschaftlichen Entwicklung für das Jahr 2018 und darüber hinaus aus.
Gerne stehen Ihnen Ihr Kundenberater oder auch wir persönlich für Rückfragen zur Verfügung.
In der Finanzkrise 2008 hätte es die Bank beinahe vom Markt gefegt, weil über Nacht eine griechische Staatsanleihe wertlos wurde. Inzwischen fokussiert die Bank auf neue Geschäftsfelder.
Die Bank verkauft Strom und vermietet Wohnungen: Lesen Sie unseren Artikel.
VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden eG: Krumme Immo-Deals und Effenberg-Zuschanzungen?


Zeigte sich von den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Mühlhausen überrascht: Stefan Siebert, 56 aus Schmalkalden, seit 2013 Vorstandsvorsitzender der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden eG © Pressefotos VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden eG
Die Volks- und Raiffeisenbank Bad Salzungen Schmalkalden eG sieht sich selbst als Tiger von Thüringen.
Sie investiert gern auf eigene Rechnung in Mietshäuser und vergibt gern Kredite an Fußballvereine. Mit Erfolg. Die Bank hat in den vergangenen drei Jahren stets mehr verdient.
Doch die Bankenaufsicht BaFin will den Vorstandsvorsitzenden Stefan Siebert (56) aus Schmalkalden feuern, wie im Protokoll der jüngsten Generalversammlung der Bank vom 17. Oktober 2020 in Erfurt nachzulesen ist.
Das Landeskriminalamt Thüringen und die Staatsanwaltschaft Mühlhausen durchsuchten am 14. August 2018 mehrere VR-Bank-Betriebsstätten, darunter auch die in Schmalkalden in der Judengasse 9, von der aus der Vorstandsvorsitzende die Geschäfte führt, wie GoMoPa berichtete.
Wie Dirk Germerodt von der Staatsanwaltschaft Mühlhausen MDR THÜRINGEN sagte, bestehe der Verdacht der Untreue.
Hintergrund sind laut Germerodt mögliche Unregelmäßigkeiten bei Immobiliengeschäften in Erfurt.
Zunächst ging es nur darum: Von 27 gekauften Immobilien ist eine in der Buchhaltung gänzlich verschwunden.
Doch inzwischen geht es wohl auch noch um persönliche Vorteilsnahme des Chefs bei einem Immobilien-Deal in Erfurt sowie um Zuschanzungen an den neuen VR-Bankmitarbeiter Ex-Fußballstar Stefan Effenberg (52, mit FC Bayern München drei Mal Deutscher Meister, Gewinner der Champions League und des Weltpokals 2001, aber auch mit 114 Gelben Karten Rekordhalter in Deutschland) und die Bekleidungs-Designer-Firma seiner Ehefrau Claudia Effenberg (55).
Dank zwei Whistleblowern aus der VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden kam heraus:
Siebert habe 2014 in Erfurt privat eine Immobilie für 1 Millionen Euro gekauft, die zuvor der VR-Bank zum Preis von 1,5 Millionen Euro angeboten worden war. Ein damaliger Vorstandskollege hatte nach Bankangaben zuvor das Objekt in der Innenstadt Erfurts vom Kauf ausgeschlossen, weil es zu teuer gewesen sei.
Der Verkäufer wollte aber seine 22 Immobilien, zu der auch die zunächst abgelehnte Immobilie gehörte, nur im Gesamtpaket verkaufen.
Um den Deal zu retten, sei Siebert privat eingesprungen.
Doch nun das vorgeworfene Anrüchige:
Die halbe Million, die Siebert beim Privatkauf einsparte, sollen auf den Preis bei den anderen 21 Immobilien, die die VR-Bank kaufte, draufgeschlagen worden sein.
Das Handelsblatt schrieb am 8. November 2020:
Zitat
Die Strafverfolger haben den Verdacht, dass die Bank nach dem Preisnachlass für den Vorstandschef im Gegenzug mehr Geld für den Erwerb von 21 anderen Immobilien vom selben Verkäufer bezahlt habe.
Dadurch sei dem Institut ein Schaden von insgesamt 548.800 Euro entstanden. Insofern bestehe "ein Tatverdacht in Bezug auf den Vorwurf der Untreue", heißt es im Protokoll.
Bank und Aufsichtsrat argumentieren dagegen, der anfängliche Preis für die Immobilie von 1,5 Millionen Euro sei nicht vereinbart, sondern nur vorbesprochen worden. Im Rahmen der Verhandlungen sei es dann auch bei anderen Objekten zu Bewertungsveränderungen gekommen. Gutachten zeigten, dass der Vorstandschef die Immobilie "zu einem zutreffenden, das heißt nicht zu niedrigen Kaufpreis" erworben habe.
Und dann ist da noch die Sache mit Stefan Effenberg:
Lesen Sie im geschlossenen Teil unseres Artikels, warum die Genossen 70.000 Euro für Effenbergs Fortbildung zahlten, obwohl er doch gar keine Kreditentscheidungen mit den Profiklubs treffen sollte und warum sich die Bankmitarbeiterinnen ausgerechnet von Effenbergs Ehefrau dienstlich einkleiden ließen.
Bafin will Chef der VR Bank Bad Salzungen-Schmalkalden abberufen
Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) will den Vorstandschef der VR Bank Bad Salzungen-Schmalkalden abberufen: Wie das Handelsblatt am Montag berichtete, hält die Bankenaufsicht den Vorstandschef Stefan Siebert offenbar für nicht zuverlässig. Hintergrund sind nach Informationen von MDR THÜRINGEN Verwicklungen Sieberts in Immobiliengeschäfte der Bank. Diese sind auch Gegenstand der Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Mühlhausen. Laut Handelsblatt hat der Aufsichtsrat der Bank dagegen jedoch rechtliche Schritte beschlossen. Bank-Sprecher Mike Helios wollte sich zu dem Bericht auf Anfrage von MDR THÜRINGEN nicht äußern. Auch die Bafin wollte sich nicht auf MDR-Anfrage äußern.
Quelle: mdr.de
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