

22.02.2010
Drei Vorstände ruinierten Volksbank

Angeklagt: Ex-Vorstände Karl K., Reinhold W.
und Manfred H. von links nach rechts
Die Banker gaben das Geld für den windigen Verkauf von Blutzuckermessgeräten an Militärlazaretts in Guinea und für den Kauf von Säcken voller Gold und Goldstaub im selben Land aus. Die Geschäfte platzten, das Geld war weg.
Und mit dem Mehrheitsbeschluss (41 Vertreter dafür, 11 dagegen) sollten die 17.000 Eigentümer der VR Bank Marktredwitz eG auf jegliche Regressforderungen gegenüber den drei Managern verzichten. Das rief neben der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Bonn, die einen Sonderprüfer schickte, auch die Staatsanwaltschaft in Hof auf den Plan. Im November 2007 wurde das Bankgebäude bei einer Razzia durchsucht.
Nach zweijährigen intensiven Ermittlungen verschickte der Leitende Oberstaatsanwalt Gerhard Schmitt nun Ende Januar 2010 an alle drei ehemaligen Bankvorstände eine Anklageschrift wegen des Vorwurfs der besonders schweren Untreue. Nach Recherchen der Bankkundenorganisation Wunsiedeler-Kreis, dem Sitz der Bank, hat die Bank in den Jahren 2000 bis 2007 fast 38 Millionen Euro aus Verlusten von Krediten und Wertpapieren abgeschrieben. Damit hätte man laut Wunsiedeler-Kreis einen ganzen Stadtteil mit 189 Einfamilienhäusern im Wert von je 200.000 Euro bauen können. Der Verlust ließ das Bankhaus an den Rand des Ruins taumeln.

Die Vergangenheit holt die ausgeschiedenen Banker nun ein. Nach Informationen der Frankenpost wird allerdings nur der vergleichsweise kleine Verlust von 800.000 Euro aus den windigen Afrikageschäften verhandelt. Der Strafrahmen reicht dennoch von Geldstrafe bis zu zehn Jahren Haft. Hinzu kommen Regressansprüche der Genossenschaftsmitglieder. Je nachdem, wie das Strafverfahren gegen das ehemalige Führungstrio vor dem Landgericht Hof ausgeht, drohen den Ex-Bankchefs hohe Rückzahlungen an die Genossenschaftsbank. Der Vorstandsvorsitzende der Nachfolgebank, VR-Bank Fichtelgebirge eG, Johannes Herzog, sagte am 29. Januar 2010 der Frankenpost: "Wir haben uns zivilrechtliche Ansprüche gesichert."
Seit 28. April 2008 gibt es die VR-Bank Marktredwitz eG nicht mehr
Am 28. April 2008 beschloss die außerordentliche Vertreterversammlung die Umfirmierung der VR-Bank Marktredwitz eG in VR-Bank Fichtelgebirge eG. Nicht, ohne Federn zu lassen.
Die Mitgliederzahl schrumpfte von einst 17.082 Genossen auf nunmehr 15.593 Genossen. Die drei sächsischen Filialen in Schöneck, Markneukirchen und Klingenthal im Oberen Vogtland wurden am 28. März 2008 an die Volksbank Vogtland e.G. verkauft. Dadurch und durch die "Übertragung notleidender Kundenforderungen an ein Spezialinstitut des genossenschaftlichen Verbundes" wurde laut Schreiben des neuen Vorstandsvorsitzenden Johannes Herzog und des neuen Vertriebsvorstandes Uwe Heidel vom April 2009 im Geschäftsjahr 2008 das Kreditvolumen um 46,5 Millionen Euro auf nunmehr 196,7 Millionen Euro reduziert. Im Mai 2008 versprachen die Vorstände der neu firmierten VR-Bank Fichtelgebirge eG, keine Ausländsgeschäfte mehr zu tätigen: "Künftig fokussieren wir unsere Mitglieder und Kunden im Landkreis Wunsiedel."
Aufzuarbeiten sind vor der Wirtschaftskammer des Landgerichs Hof nun die Auslandskreditgeschäfte der ehemaligen VR-Bank Marktredwitz aus den Jahren 2002 bis 2004. Unter Manfred Heger galt die VR-Bank als sehr risikofreudiges Institut. Heger, Krämer und zum Teil auch Wolf sollen in der Bank mit Kreditzusagen an dubiose Firmen Millionenverluste angerichtet haben.
Höhepunkt war wohl die Kreditvergabe aus den Jahren 2003 und 2004 an eine inzwischen insolvente Firma. Über die Art der Geschäfte gebe es zwei Versionen, schreibt die Süddeutsche Zeitung:
Variante 1: Deutsche Kaufleute waren im westafrikanischen Guinea unterwegs. Sie wollten Blutzuckermessgeräte an die Armee des bekanntermaßen durch und durch korrupten Landes verkaufen. Das Geschäft sollte 1,9 Millionen Euro einbringen. Dann allerdings tauchten Probleme auf. Einer der Verkäufer behauptete, er sitze mit 100 Kilogramm purem Gold schon seit drei Tagen in seinem Hotelzimmer in Guinea fest. Er benötigte dringend Schmiergeld, 63 000 Euro, um den Goldschatz durch die Kontrollen am Flughafen zu schleusen.
Variante 2 derselben Geschichte: Die Rede ist von drei Säcken voller Goldstaub, die man dem Geschäftsmann und seinem Kompagnon am Strand des afrikanischen Landes Sierra Leone angeboten habe, diesmal für 60 000 Euro. Das Geld für ihre angeblichen tollen Geschäfte bekamen die Männer prompt überwiesen - als Kredite von der VR-Bank Marktredwitz. In deren Vorstandsetage pflegten die mittlerweile als Betrüger verurteilten Afrika-Fahrer beste Beziehungen.
Schadenersatz wegen falscher Wertstellungen und Zinsberechnungen
Aber nicht nur dubiose Kreditgeschäfte fielen der Bank auf die Füsse. In mehreren Prozessen wurden ihr falsche Wertstellungs- und Zinsberechnungen nachgewiesen. Schadenersatzzahlungen an die Kunden waren die Folge. Bald sprachen selbst führende Mitarbeiter unter der Hand von der "Schieflage" der Bank, schrieb die Frankenpost. Die Börse Online vermeldete im Jahr 2004, dass die Staatsanwaltschaft Hof gegen alle drei Bankenvorstände wegen Meineides und uneidlicher Falschaussage ermittelte. Sie hatten stets beteuert, korrekt abgerechnet zu haben.
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